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"Ägyptisches Abenteuer mit Ich und Jack"

26 Jan 2015 - 20:00
Angelika Meier / © Christine Fenzl

-Szenische Lesung mit Angelika Meier-

Veranstaltung bei facebook

In ihrem 2013 erschienenen Buch „Stürzen, drüber schlafen“ hat Angelika Meier neben Kurzprosa auch zwei dramatische Texte veröffentlicht: Das Trauerspiel „Wasser! Element! Penthesilea liest Kleist“ und das Lesedrama „Ägyptisches Abenteuer mit Ich und Jack“ – eine in der zeitgenössischen Literatur seltene, überraschende Gattung. Für den Abend im literaturlabor der Lettrétage wird die Autorin das Stück zum ersten Mal öffentlich vortragen – in einer szenischen Lesung für zwei Sprecher. Anders als in herkömmlichen szenischen Lesungen oder performativen Umsetzungen werden die Rollen nicht auf verschiedene Akteure verteilt, sondern sämtlich von der Autorin gelesen – ein bauchrednerhaftes Sprechen, vorwärtsgetrieben und ausgebremst zugleich von Johannes Pilz, der stoisch jede Regieanweisung und Rollennennung lesen wird. Jedes Zeichen muss gelesen werden – das ist ja das Drama des Lesens!      

„Ägyptisches Abenteuer...“ ist ein – freilich absurd-unauflösbares – politisches Drama vor dem Hintergrund des sogenannten Arabischen Frühlings: Wir finden die lethargische, schlaf- und fernsehsüchtige Protagonistin, die Autorenfigur ICH, in einem kleinen Zimmer mit Blick auf den Tahrir-Platz vor, als sie von ihrem Alter Ego JACK (Nicholson) heimgesucht wird. Der Dialog der beiden, in dem sie eine eigentümlich indifferente Engagiertheit an den Tag legen, ist die tragende Struktur des weiteren Verlaufs: Der Strom ihrer zänkischen Rede frisst sich gleichsam durch die Schlagworte und die argumentativen Schichten der Debatte, die die politischen Vorgänge in Ägypten 2011 medial begleitet hat – freilich bloß, um in egoman-poetischem Eigennutz auf das Plateau der eigenen dramatischen Hochsprache zurückzugelangen:

JACK: (…) die Revolution muss aufhören und die Republik muss anfangen. Ja, wir wollen unsere Jetons auf eine republikanische Evolution setzen!
ICH unwillig: Aber auf der Schiene geht doch gar nichts mehr. Das Vieh ist tot, mausetot!
JACK: Mag sein. Schauen wir mal, dann sehen wir schon. Einstweilen gilt: Lass sie sich selbst helfen, dann hilft ihnen Gott. Der ist schließlich groß. Davon können die Leute hier doch noch das ein oder andere Lied singen.
ICH entrüstet: Oh mich schaudert's, wie zynisch ist doch, was du redest, nihilistisch gar! Komm mein Alter, wir wollen intervenieren!

Es kommt zu heiter-schaurigen Besuchen verschiedenen Personals dubioser Provenienz im Zimmer von ICH und JACK, und dabei zur unerwarteten Familienzu- sammenführung: Plötzlich tauchen ICHs verschollene Drillingsschwestern, ihre Muslimschwestern, auf, die kurz darauf wegen eines Zensurvergehens vom Militärapparat verschleppt und inhaftiert werden. JACK und ICH brechen nach Gizeh zur Cheops-Pyramide auf in der Hoffnung, die Schwestern dort finden und retten zu können...

Moderation: Tobias Herold | Beginn 20 Uhr | Eintritt 5 (erm. 4) EUR
Ort: Literaturhaus Lettrétage, Mehringdamm 61, 10961 Berlin

Angelika Meier, *1968, lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Sie debütierte 2010 mit dem Roman „England“; ihr 2012 erschienener Roman „Heimlich, heimlich mich vergiss“ war für den Deutschen Buchpreis nominiert und erscheint 2015 auf Französisch. Ihr Buch „Stürzen, drüber schlafen“ mit kleinen Geschichten und Stücken erschien 2013 (alle im Verlag diaphanes).

Martin Zingg über „Stürzen, drüber schlafen“ (Neue Zürcher Zeitung):
http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/literatur/das-eichhoernchen-fuer-de...

Eine Veranstaltung kuratiert vom ausland auf Einladung der Lettrétage. Gefördert von der Berliner Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten

Das Literaturhaus Lettrétage lädt in seiner Reihe literaturlabor II im Dezember 2014 und Januar 2015 AktivistInnen der freien Literaturszene der Stadt - heute Abend das ausland - dazu ein, Texte und AutorInnen, die sie 2014 beeindruckt haben, in der Lettrétage vorzustellen. Acht Berliner VerlegerInnen, RezitatorInnen, ÜbersetzerInnen und VeranstalterInnen gestalten als kuratierende Laboranten besondere Lesungsabende, die sich moderner Präsentationsformen bedienen und dabei vor allem die Arbeit mit den Texten und die Vermittlungsaspekte in den Vordergrund stellen. Jede der acht Versuchsanordnungen legt ihre Handschrift, in diesem Falle die Lesart des Kurators/der Kuratorin, funkenschlagend offen...
Das Literaturlabor II bringt aktuelle Proben frischer Literatur zum Leuchten. Veranstalten ist schreiben ist kuratieren ist lesen. Jede Veranstaltung lebt – der Text als Anfang, und kein Ende in Sicht. www.lettretage.de